Mühlviertler hilft Straßenkindern von Costa Rica mit Lehre aus den Slums

OÖN vom 19.11.01
von Reinhold Gruber
NEUMARKT/M. Rodolfo Olmos Cordero ist 16 Jahre alt. Ein Teenager wie viele andere?
Nein. Rodolfo lebt in Costa Rica.
Dass er von der Straße ins Leben zurückfand, hat er einem Mühlviertler zu verdanken: Roland Spendlingwimmer.

Internat, Drogen, Konflikte mit dem Gesetz - es war ein Teufelskreis, in dem sich Rodolfo befand. Er lebte wie viele andere Kinder in San Isidro auf der Straße. Ohne Chance, in sein Elternhaus zurückzukehren. Vor einem Jahr bekam das junge Leben so etwas wie eine neue Perspektive. Rodolfo fand im "Comedor" Aufnahme, einer Unterkunft für Straßenkinder in San Isidro. Ein Projekt, das von Roland Spendlingwimmer und seiner Frau Claudine ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel: Die Straßenkinder von der Straße wegzubekommen, ihnen eine Ausbildung und damit den Schritt zurück in ein "normales" Leben zu ermöglichen.

Viele Rückschläge
Rodolfo ist jetzt einer der erfolgreichsten Fälle, die der gebürtige Freistädter mit seinem Verein "Vida Nueva" vorzuweisen hat. Der 16-Jährige hat eine Friseurausbildung abgeschlossen und arbeitet. Seinen Traum vom eigenen Geschäft will er jetzt verwirklichen.

Ein Traum auch für Spendlingwimmer, denn die Arbeit ist "sehr hart und immer wieder von Rückschlägen geprägt". Der 55-jährige Mühlviertler, der seit 1980 in Costa Rica lebt und sich anfangs um ein Flüchtlingsprojekt gekümmert hat, ehe später das Engagement für die Straßenkinder noch dazu kam, wäre aber ohne Hilfe machtlos.

Hilfe, wie sie die Zivildiener bieten, die im Auslandsdienst Spendlingwimmer und seinem Team zur Verfügung stehen.

Hilfe, wie sie die Patenschaft für ein Straßenkind aus Oberösterreich möglich macht. Denn Rodolfos Erfolg freut nicht nur Spendlingwimmer, sondern besonders auch den Linzer Erwin-Werner Hinterdorfer. Er hat die Patenschaft für Rodolfo übernommen. Mit einem Aufwand von 200 Schilling im Monat hat er dem Teenager eine neue Chance eröffnet. "Das freut mich ungemein. Das erste Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles getan zu haben", sagt der pensionierte Voest-Mitarbeiter.

Er unterstützt seinen "Freund Roland" aber auch auf andere Art und Weise. Mit einem Film, den er in Eigenregie in Costa Rica gedreht hat und der bei einer Vortragsserie gezeigt wird. Auch, um Unterstützung zu finden. Die ist laut dem Projektleiter gerade in seiner Heimat Oberösterreich sehr groß. Aber es geht auch darum, aus dem "Einzelfall Rodolfo" mehr zu machen. "Seine Entwicklung kann andere animieren, selbst in die gleiche Richtung zu arbeiten", ist der fünffache Vater überzeugt.

Alfonso heißt ein zweiter junger Mann, der offenbar daran arbeitet. Dank der Patenschaft von Anna Spendlingwimmer, einer 21-jährigen Medizinstudentin aus Judenburg, absolviert Alfonso derzeit eine Mechanikerlehre.

Schon neue Ideen
Fad wird Roland Spendlingwimmer, der nach den Vorträgen Ende November wieder nach Costa Rica zurückkehrt, nicht. Denn schon wälzt er neue Pläne. So will er gemeinsam mit der Kommunalverwaltung von San Isidro die vor sechs Jahren installierte Beratungsstelle für Jugendliche von der Schlafstelle trennen.

Wer mehr über Spendlingwimmer und seine Arbeit für die Straßenkinder erfahren will, hat dazu noch am 21. November in Neumarkt (20 Uhr, Ochsenwirt) Gelegenheit.
 
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