Warum sie so arm sind...

Christoph Burkhard, 25. Februar 2003

In 45 Ländern verarmen heute Dutzende Millionen Kaffeebauern samt ihren Familien. Eine Goldene Nase verdienen sich derweil Zwischenhändler, Börsenspekulanten und insbesondere die vier führenden Konzerne Nestlé, Sara Lee, Kraft und Procter ? Gamble, die fast die Hälfte der Welt-Kaffeeernte aufkaufen und mithin den Kaffeemarkt dominieren. Der Anteil der armen Produzentenländer am Gesamtwert des Welt-Kaffeemarktes (immerhin rund 90 Milliarden Franken) schrumpfte in nur 10 Jahren von 30% auf 10%... Die durchschnittlichen Ladenpreise in den reichen Ländern übersteigen die Produzentenpreise um eindrückliche 1500%! Schwer kritisiert Oxfam* auch Weltbank und IWF (Weltwährungsfonds), weil diese angesichts übersättigter Märkte Unsummen in neue Kaffee-Pflanzungen in Ländern wie Vietnam investierten. Der „Erfolg“ ist beängstigend: in nur 10 Jahren rückte das asiatische Land von ganz unten zum zweitgrössten Kaffeeproduzenten weltweit auf – und die Preise sackten (plangemäss?) ins Bodenlose ab. Ein Funktionär des Kaffee-Institutes von Costa Rica meinte sarkastisch: „Wahrscheinlich haben die Ökonomen der Weltbank die Vorlesung über die Gesetze von Nachfrage und Angebot geschwänzt...“. Selbst wo Kaffee nicht zu den wichtigsten Export-Artikeln zählt, ist er von grösster sozialer Bedeutung. Kaum ein Produkt gibt so vielen und oft sehr kinderreichen Familien Verdienst wie eben das aromatische Weck-Getränk. Allein in Zentralamerika sind heute über eine halbe Million Menschen von Hunger bedroht – nicht zuletzt wegen der Kaffee-Krise...

• Daten aus: www.oxfaminternational.org Siehe „Crisis de Café“, 18.9.02
• Wollen Sie mehr wissen? Lesen Sie: „Zum Beispiel Kaffee – Die schwarzen Bohnen sind nach Erdöl die wichtigste Handelsware der Welt: eine klassische Kolonialware“, Lamuv Taschenbuch.



 
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