Österreichische Zivildiener beobachten Wahlen in Costa Rica
Andreas Rührnößl, Stefan Lechner, Andreas Dünser,
Pascal Nußbaumer und drei weitere Österreicher erlebten
diesen ersten Sonntag im Februar wie kaum früher in ihrem Leben.
Die 7 jungen Österreicher leisten seit 14 Monaten ihren Auslandsdienst
in Costa Rica. Über den Verein für Dienste im Ausland
nach §12b ZDG, der von Herrn Dr. Maislinger im Jahre 1998 gegründet
wurde, sind sie in verschiedenen sozialen Projekten in der südlichen
Provinzhauptstadt San Isidro de El General im Einsatz.
Konkret handelt es sich bei den Projekten um die Arbeit mit Flüchtlingsfamilien,
Wasser-, Wald- und Umweltschutz und Begleitmaßnahmen für
Straßenkinder. Für die Einschulung und Begleitung der
Österreicher ist der gebürtige Mühlvierter Roland
Spendlingwimmer zuständig. Spendlingwimmer lebt seit 21 Jahren
in Costa Rica und wurde im Jahre 2000 mit dem Menschenrechtspreis
des Landes OÖ ausgezeichnet.
Die 7 Auslandsdiener genießen in der Region gewissermaßen
als "Botschafter" Österreichs großes Ansehen.
Herr Luis Enrique Arce, Gemeinderatsmitglied, bemerkt dazu, daß
es sich hier um eine der effizientesten Arten der Entwicklungs-zusammenarbeit
zwischen Österreich und Costa Rica handelt, deren Basis menschliche
Solidarität darstellt, deren Wert nicht in nüchteren Zahlen
ausgedrückt werden kann.
Diesen 3. Februar erlebten die Auslandsdiener, wie kaum jemals zuvor.
Sie wurden Zeugen eines zur Tradtition gewordenen zivilen Festes,
auf das die Costaricaner sehr stolz sind. Anders als in Mitteleuropa
ist in diesem kleinen zentralamerikanischen Land ein Volksfest der
Demokratie verbunden, daß alle vier Jahre daran erinnert,
daß das allgemeine und freie Wahlrecht nicht immer Selbstverständlichkeit
war, sondern mühsam erkämpft werden mußte.
Die Wahlen vom 3. Februar 2002 standen unter einem ganz besonderen
Vorzeichen. Zum ersten Mal seit 1948, als nach einem kurzen Bürgerkrieg
die Armee abgeschafft und die neue Republik mit ihrer heutigen Verfassung
wiederhergestellt wurde, stehen wir heute vor der Auflösung
des 2-Parteien-Systems, das mehr als 50 Jahre lang das politische
Geschehen in diesem Land bestimmte.
Schon bei den letzten Wahlen
1998 kam durch eine ca. 30%ige Wahlenthaltung der Unmut der Bevölkerung
mit seinen politischen Führern zum Ausdruck. Korruption, Abbau
der Sozialleistungen, Arbeitslosigkeit, Inflation und Privatisierungsversuche
der staatlichen Elektrizitäts- und Telefongesellschaft verstärkten
in den letzten Jahren noch dieses Gefühl der Verdrossenheit
in der Bevölkerung. Nur unter diesem Hintergrund ist der blitzartige
Aufstieg des Quereinsteigers Ottón Solís zu erklären.
Ottón, der ideologisch aus der sozialdemokratischen Partei
(Liberación Nacional) kommt, gründete erst vor einem
Jahr die Partei der zivilen Aktion (Partido Acción Ciudadana,
PAC).
Unter dem Banner der Korruptionsbekämpfung, einer gerechteren
Steuerreform, dem Schutz des heimischen Agrarsektors vor den Bedrohungen
des freien Handels, der Beibehaltung eines starken staatlichen Sektors
und umfangreichen Maßnahmen zur Erhaltung der Regenwälder
und eines ökologischen Gleichgewichtes stieg die neue Partei
in wenigen Monaten zur dritten bedeutenden Kraft im Lande auf.
Wahlergebnisse des 3. Februar:
Partido Unidad Social Cristiana (PUSC): 38%
Partido Liberación Nacional (PLN): 31%
Partido Acción Ciudadana (PAC): 27%
Stimmenthaltung: 32%
Da keiner der Kandidaten die 40% Hürde erreichte, ist nach
costaricanischer Verfassung ein zweiter Wahlgang, der am 7. April
stattfinden wird, notwendig.
Es ist interessant zu erwähnen, daß im Gegensatz zu
Wahlerfolgen liberaler Parteien in den Nachbarstaaten Costa Rica
die gegenteilige Tendenz aufweist. Wirtschaftlicher Liberalismus
und Privatisierungen werden hier eher als Bedrohung der Stabilität
empfunden. Ohne Zweifel hatten ebenfalls die jüngsten dramatischen
Ereignisse in Argentinien, die im Wahlkampf immer wieder präsent
waren, erheblichen Einfluß auf die Entscheidung der Costaricaner.
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