Ein Auszug aus einem Brief:
"Schoen mal wieder was von ihnen zu hoeren, ja diesmal hat
es geklappt mit der e-mail. Ja meine letzte mail vom Maerz, da weiss
ich garnicht mehr genau was ich geschrieben habe. Die Zeit vergeht
hier wie im Flug, jetzt bin ich schon fast acht Monate hier und
will noch gar nicht daran denken wieder nach Deutschland zurueckzukommen.
Soviel was es hier noch zu tun gaebe und was ich noch machen moechte,
mal ganz abgesehen vom Reisen.
Ja die Arbeit spannt mich ganz schoen ein. Wir, ein Auslandsdiener
und ich, sind den ganzen Tag dabei das Haus fuer die Strassenkinder
in Schwung zu bringen, viele Reperaturen sind zu machen. Mit den
Kids haben wir jetzt schon die Moebel und einen Holzfeuer-Herd gebaut,
dann werden unermuedlich Spenden gesammelt in der Stadt. Das Jugendamt,
das eigentlich fuer die Kinder zustaendig waere, stellt sich leider
zu keiner Mitarbeit oder Unterstuetzung bereit. So sind wir auf
Spenden aus dem Ausland und der Costarikanischen Bevoelkerung angewiesen.
Es bringt mich immerwieder zu staunen wie hilfsbereit die Menschen
hier sind. Selbst die aermsten sind bereit von dem wenigen was sie
haben noch etwas zu spenden, fast nie haben wir die Antwort bekommen
dass jemand nicht bereit ist das Projekt zu unterstuetzen, sie bringen
Gemuese und Fruechte aus ihren Gaerten, Toepfe, Teller, die sie
nicht mehr unbedingt brauchen, Kleidung….so haben wir das
Essen schon fast gesichert, nur das Geld fuer die laufenden Kosten
wie Wasch- und Reinigungsmittel, monatliche Wasser- und Stromrechnung,
Papier- und Schreibmaterial fuer die Unterrichtsprojekte….
Ist sehr knapp. Wir fangen neben bei schon an mit den Kindern Kusthandwerk
zu machen, das wir vor allem an Turisten verkaufen um so etwas Geld
in die Kassen zu bringen und den Kindern so auch wieder neuen Ideen
bringen ihr eigenes Geld zu verdienen, als Alternative zum Betteln,
Loseverkaufen und Klauen.
Meine Naechte gehen meistens drauf weil ich im Zentrum bin mit «
meinen » Kinderchen ihre Geschichten anhoeren, erzaehlen von
Europa, Probleme schlichten………..Sie haben so viel
zu berichten und sind wahre Meister im Geschichten erzaehlen. Aus
meiner Arbeit mit den Strassenkindern ist schon viel mehr ein Leben
mit den Strassenkindern geworden.
Fuer mich ist es schon zur Ausnahme geworden deutsch zu sprechen.
Allerdings befuerchte ich, dass mein spanisch Niveau ganz tief liegt,
ich kenne glaube ich alle Schimpfworte aber spreche die Sprache
der Strassenkinder, die oft nicht viel mit dem richtigen Spanisch
zu tun hat.
Manche Naechte sind aber auch traurig und schwierig, besonders wenn
sie Drogen genommen haben. Die kleinen ( 6-12 Jahre) schnueffeln
meist Klebstoffe und die groesseren rauchen Crack, beides ganz schreckliche
Sachen, aber das billigste was es gibt eben. Aber sie geben sich
meist ganz viel Muehe nichts zu rauchen oder zu schnueffeln bevor
wir uns abends treffen, weil dann werden Gespraeche unmoeglich,
sie huschen treibend, taumelnd, schwebend an einem vorbei, lallen
singend unverstaendliche Geschichten und sind kaum mehr zu verstehen.
Aber andererseits geben sie mir auch immerwieder Mut und Kraft weiterzumachen
und das Wissen das es richtig ist was ich tue. Die Kinder von der
Strasse sind die faszinierendsten Menschen, die ich je getroffen
habe. Sie sind so unglaublich herzlich und dankbar, so offen und
direkt alles auszudruecken, was sie fuehlen und denken und sie koennen
sich ueber die kleinsten Dinge wahnsinnig freuen und gluecklich
sein.
Ich koennte Seiten oder vielleicht sogar ein ganzes Buch schreiben
ueber sie und meine Arbeit mit ihnen, aber nicht jetzt.Ja Wahnsinn,
dass sie dabei sind sich etwas zu ueberlegen fuer eine Spendenaktion.
Selbst wenn nur ein klein bischen zusammen kommen wuerde (fuer Europaeische
Verhaeltnisse), koennte man damit hier schon wieder viel erreichen....
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