Der Projekttourismus in Longo Mai zeichnet sich dadurch aus, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Du bestimmst, ob und wie du dich positiv in die Gemeinschaft einbringen willst. Projekte zielen darauf ab, in verschiedensten Bereichen zur langfristigen Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner Longo Mais beizutragen – sei es durch eine intaktere Umwelt, eine bessere akademische Qualifikation oder ein breiteres kulturelles Angebot.
Anfänglich ist es für viele Projekttouristen ungewohnt, sich in einer Organisationsstruktur zurecht zu finden, die sich v.a. durch die erforderliche Selbständigkeit, das Fehlen von Anweisungen von oben und die nicht existente Kontrolle der geleisteten Arbeit von der westlichen Arbeitsauffassung unterscheidet. Das Gelingen eines Projektes ist von vielen Faktoren abhängig, u.a. von der Länge deines Aufenthalts, von deinen Spanischkenntnissen, vom Status des Projektes (sofern schon begonnen), von deiner Fähigkeit, mit den Leuten hier zu koordinieren, und von der Fähigkeit, die Dorfbevölkerung in das Projekt einzubinden.
Anhand einiger nicht ganz fiktiver Beispiele (die aber bunt zusammengewürfelt sind) soll gezeigt werden, wie der Alltag eines Projekttouristen/Volontärs in Longo Mai nach einer Eingewöhnungsphase aussehen kann:
Gast A hat – durch Aushänge in den pulperías – eine Kindergruppe ins Leben gerufen, der er dreimal wöchentlich kreativen Englischunterricht erteilt. Einmal die Woche unterrichtet er auch im Gefängnis. Er hat festgestellt, dass es in Longo Mai kein Internet gibt, und beschließt gemeinsam mit dem Tourismuskomitee, an dessen Sitzungen er teilnimmt, im Dorf eine provisorische Internetstation einzurichten. Dort möchte er Computer- und Internetkurse durchführen. Tourist A hilft ab und zu in der Landwirtschaft, organisiert gemeinsam mit einem Sozialdiener das jährliche Kulturfestival, und verbringt die Wochenenden damit, die nähere und weitere Umgebung kennenzulernen.
Volontärin B interessiert sich sehr für die costaricanische Pflanzenwelt (Es gibt in diesem Land mehr Arten von Pflanzen als in ganz Europa!) und hat in Absprache mit ihrer Gastfamilie ihren eigenen Pflanzengarten angelegt. Sie arbeitet laufend an verschiedenen Ausgaben der Dorfzeitung und des Dorfnewsletters, was es ihr ermöglicht, mit zahlreichen Mitgliedern der Dorfgemeinschaft Kontakt aufzunehmen. Des weiteren unterstützt sie die Frauengruppe bei allen laufenden Projekten. Ein von ihr initiiertes Projekt ist die Aufarbeitung der Geschichte der Indigenen Longo Mais.
Gast C liest viel und gerne, und nützt die Zeit, um Cristóbals Bibliothek kennenzulernen (Erste Anlaufstelle für Weltverbesserer!). Er lässt sich von seiner Gastfamilie in die Geheimnisse der traditionellen Küche einweihen, gibt zwei Schülern Flötenunterricht und hat die Aktualisierung dieser Webseite übernommen.
Besucherin D recherchiert die Verbrechen, die auf den umliegenden Ananasplantagen an Mensch und Umwelt verübt werden und schreibt für heimische Publikationen informative Artikel darüber (Kauft bio, unterstützt kleine Strukturen!). Außerdem aktualisiert sie die Infobroschüre von Longo Mai.
Auch nach Beendigung deines Aufenthalts in Longo Mai kannst du helfen, beispielsweise, in dem du Spendengelder in Europa sammelst (z.B. für das Stipendienprogramm, siehe "Unterstützung").
Eine weitere Möglichkeit, in Europa für Longo Mai tätig zu sein, ist, von Dorfbewohnern erzeugte Waren (Kunsthandwerk...) in deinem Heimatland zu verkaufen.
Du kannst deine Eindrücke schriftlich festhalten und eine Kopie an Cristóbal (zsuzsacr[at]yahoo.co.in) schicken. Das hilft uns, unser Konzept des Projekttourismus zu verbessern. Wenn es dir hier gefallen hat, freuen wir uns sehr, wenn du Longo Mai weiterempfiehlst.
Mindestens so wichtig: Du kannst ein Botschafter für die Menschen des Südens, für ihre Anliegen und Probleme werden – sprich mit Freunden und Bekannten über die Einmischung des Nordens („Freihandelsverträge“ etc.), die Ananasplantagen, auf denen Mensch und Umwelt ausgebeutet werden usw.
Die hier gemachten Erfahrungen kann dir keiner nehmen, für dein weiteres Leben werden sie dir von Nutzen sein!
Auflistung einiger möglicher Projekte
# Zeitung/Newsletter
Die Dorfzeitungen „Lora Mai“ und „Lorita Mai“ werden immer dann publiziert, wenn sich ein Redaktionsteam findet. Die Zeitung kann gemeinsam mit Schülern und interessierten Jugendlichen erstellt werden, alte Exemplare können bei Cristóbal eingesehen werden. Eine Dorfzeitung fördert die Kommunikation und Aktivität im Dorf, es wird den Dorfbewohnern der Zugang zu Literatur und ausgewählter Information ermöglicht.
Der Newsletter dient dazu, alle an Longo Mai interessierten Personen bezüglich der Entwicklung des Dorfes auf dem Laufenden zu halten. Sollten für ein interessantes Projekt keine Mittel zur Verfügung stehen, ist es denkbar, im Rahmen eines Newsletters auch einen Spendenaufruf auszusenden.
# Unterricht in Longo Mai
Gefragt sind der Unterricht in der Dorfschule, für (Kinder-) Gruppen im Salon sowie Privatunterricht und Nachhilfe. Besonders wichtig sind Englisch und Mathematik, daneben auch Deutsch und andere Fächer. Auch in benachbarten Dörfern (z.B. Cristo Rey) und an Dorfschulen der Umgebung ist das Unterrichten möglich. Unter den Erwachsenen Longo Mais finden sich immer noch Analphabeten, die in El Salvador nicht oder kaum die Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen.
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Englischunterricht für Kinder im Salon
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# Unterricht im Gefängnis
Als sehr bereichernd empfunden wurde von einigen Langzeit-Volontären (mindestens drei Monate) das Unterrichten im Gefängnis in Palmares (Nähe San Isidro). Gefragt sind neben Englisch und Mathematik auch alle anderen Fächer, ebenso alle Arten von Workshops und Kursen (Sport, Theater, Kunsthandwerk...). Ein Reisepass ist für den Einlass ins Gefängnis unbedingt erforderlich.
# Kreative Nachmittage
Diese wurden mit Stand April 2010 jeden Mittwoch im salón de costura durchgeführt. Mittels Spielen, Zeichnungen, sportlichen Wettbewerben (Dosenschießen...) und Bastelarbeiten entdecken die Kinder des Dorfes ihr kreatives Potential.
# Bau von Cabinas, Verbesserung von Gästezimmern
Die Beherbergung von Touristen ist eine von sehr wenigen Einnahmequellen für die Bewohner von Longo Mai. Vor allem für alleinerziehende Frauen ist der Bau von Gästezimmern eine große Hilfe. Dazu gehören die Beschaffung von Spendengeldern, das Erstellen von Kostenvoranschlägen, der Materialkauf und das Finden von Personen, die beim Bau mithelfen. Mit Stand 2010 gibt es für das gegenwärtige Touristenaufkommen genug Cabinas, die (Mithilfe bei der) Verbesserung von Gästezimmern ist aber in einigen Fällen sehr willkommen.
# Aufforstung mit Mitgliedern von UNAPROA
Mischkulturen sind das Ziel; bevorzugte Aufforstungsflächen sind Wegränder, stark erodierte Flächen und stark geneigte Lagen.
# Planung des nächsten Kulturfestivals
Einmal jährlich, im Januar, findet in Longo Mai ein Kulturfestival statt. Dazu werden befreundete Einzelpersonen und Gruppen (z.B. die Zirkusgruppe von Diego Gene aus Granada, Nicaragua) eingeladen. Das Festival muss inhaltlich geplant werden (Organisation von Workshops, Vorträgen, Musik- und Theaterabenden usw.), außerdem müssen die Verpflegung und Beherbergung der zahlreichen Gäste organisiert und ein Finanzierungs- und Marketingkonzept aufgestellt werden.
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Die Sängerin Guadalupe Urbina bei einem Kulturfestival in Longo Mai
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# Übergang zu biologischer Landwirtschaft
Viele Campesinos würden gerne biologischen Landbau betreiben, fürchten sich aber vor Risiken/Verlusten. Die Schaffung von regionalen Modellen/Absatzwegen könnte den Konvertierungsprozess beschleunigen.
# Verkauf von Kunsthandwerk (artesanía) und CDs
Denkbar sind Verkaufsstände z.B. auf europäischen Advent- oder Wochenmärkten und der Aufbau von Kooperationen mit in Frage kommenden Geschäften in Costa Rica und in Übersee, beispielsweise mit Fachgeschäften für fairen oder lateinamerikanischen Handel. Zielsetzung sollte es sein, für einen oder mehrere Künstler durch die Schaffung einer kontinuierlichen Absatzmöglichkeit eine Einnahmequelle zu festigen.
# Aktualisierung der Webseite von Longo Mai
Die Webseite http://www.sonador.info soll auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Schreibe Artikel zum Dorfgeschehen und maile sie an den österreichischen Webmaster unter anton_maurer@gmx.at.
# Computer- und Internetkurse für die Dorfbevölkerung
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Anlegen einer E-Mail-Adresse, Suchen von Informationen im Internet, 10-Finger-Schreiben... Außerhalb der Öffnungszeiten kann dafür (und auch für Arbeiten im Zusammenhang mit Dorfzeitung, Newsletter und Webseite) der Computer im Internetcafé benützt werden.
# Umweltunterricht an Schulen (UNAPROA)
Man fährt in die umliegenden Dörfer, um dort mit zwei Mitgliedern von UNAPROA umweltorientierten Unterricht zu erteilen.
# Möglichkeiten für Studien, Forschungsarbeiten
* Präkolumbianische Archäologie (Felszeichnungen)
* Nachhaltige Nutzung des Regenwaldes
* Bestimmung von Tieren und Pflanzen
* Biologie (Regenwald)
* Wasserqualität
* Bodenkonservierung
* Agro-Marktnischen
* Produktion, Verarbeitung, Vermarktung
* Mischkulturen
* Ökotourismus
* (Biologischer) Landbau
u.a.m.
Eine Sammlung von schon gemachten Studien sowie Vorschläge für neue Studien befinden sich bei Cristóbal.
# WEITERE PROJEKTE
Du bestimmst deine eigenen Grenzen. Jeder hat besondere Stärken und Ideen und kann diese zum Wohl der Dorfgemeinschaft einsetzen. Denkbar sind landwirtschaftliche und kulturelle Projekte, Bildungsprojekte und alle anderen!
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Bau der Telefonzelle
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